Procap-Denkfabrik
Obwohl Menschen mit Behinderungen rund ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen, sind sie bis heute kaum in politischen Entscheidungsgremien vertreten. Um sich für die eigenen Rechte einzusetzen, sich politisch mehr Gehör zu verschaffen und wesentliche Verbesserungen zu erzielen, haben sich Menschen mit Behinderungen unter Mitwirkung von verschiedenen Fachpersonen in der Procap-Denkfabrik zum Austausch über behindertenpolitische Themen getroffen und ein ausführliches Positionspapier mit Forderungen erstellt. Einige davon wurden bereits als Vorstösse im Parlament eingereicht.
Menschen mit Behinderungen sind noch immer oft mit Hürden oder der Willkür einer zuständigen Behörde konfrontiert oder müssen ihre Rechte stets aufs Neue einfordern. Vielerorts fehlt der barrierefreie Zugang zu Gebäuden, Verkehrsmitteln oder Informationen. Zudem zeigt sich der Arbeitsmarkt noch oft wenig flexibel, sodass es vielen Menschen mit Behinderungen nach wie vor schwerfällt, in der Arbeitswelt erfolgreich Fuss zu fassen.
Um sich gemeinsam für Verbesserungen einsetzen zu können, äusserten Personen mit Behinderungen das Bedürfnis nach einem geeigneten Austauschgefäss. Ein Ort, an dem Mängel benannt und diskutiert, individuelle Bedürfnisse oder Lösungsansätze besprochen und Verbesserungen angestrebt werden können. So entstand die Procap-Denkfabrik – ein Pilotprojekt von Procap Schweiz.
Austausch fördern und inklusiv politisieren
Mit der Procap-Denkfabrik hat Procap ein inklusives Gefäss für einen behinderungsübergreifenden Austausch geschaffen. Betroffene hatten in der Procap-Denkfabrik die Möglichkeit, die für sie wichtigen behinderungspolitischen Anliegen und Forderungen selbst zu identifizieren und zu formulieren. Personen mit unterschiedlichen Behinderungsformen trafen sich in der Denkfabrik in regelmässigen Abständen zwischen August 2020 bis Juni 2021. Sie ermöglichte es den Teilnehmenden, unter Mitwirkung von Fachpersonen eigenständig politische Forderungen zu formulieren und diese nach aussen zu tragen. Mit dem Ziel, die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Politik und im gesellschaftlichen Leben zu verbessern. Auch allfällige Existenzängste sollten durch die Partizipation und den Austausch reduziert und Ressourcen freigesetzt werden. Gleichzeitig förderte das Projekt das gegenseitige Lernen zwischen den Teilnehmenden und diente nicht zuletzt auch dazu, die Agenda der Abteilung Sozialpolitik von Procap Schweiz mitzuprägen.
Erfolgreiches Pilotprojekt
Nach über einem Jahr intensiven Austausches konnte im Spätsommer 2021 das Pilotprojekt zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Unter Mitwirkung von verschiedenen Fachpersonen formulierten die Teilnehmenden der Denkfabrik als Abschluss ein ausführliches Positionspapier mit mehr als 30 Forderungen. Diese Forderungen richten sich an politische Instanzen sowie auch an Procap Schweiz und an andere Organisationen für Menschen mit Behinderungen. Das Positionspapier wurde im Juni 2021 an die Geschäftsleitung von Procap Schweiz übergeben. Einige der Forderungen wurden bereits als Vorstösse im Parlament eingereicht.
Den Forderungen Gehör verschaffen
Die Denkfabrik ist kein offizielles Organ von Procap Schweiz. Die konkrete Umsetzung der Ideen aus der Denkfabrik muss von den zuständigen Gremien von Procap beschlossen und allenfalls mit anderen Organisationen koordiniert werden.
Gemeinsam mit Inclusion Handicap und weiteren Organisationen des Behindertenwesens hat Procap den Schattenbericht Link öffnet in neuem Fenster.veröffentlicht, welcher den Stand der Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention BRK aus Sicht der Behindertenorganisationen analysiert. Die Erfahrungen aus der Praxis weisen zum Teil auf schwerwiegende Mängel sowohl auf Ebene der Gesetzgebung als auch der Umsetzung hin und dies auf Bundes- und auf kantonaler sowie Gemeindeebene. (Quelle Schattenbericht) Procap wird sich daher weiterhin in Koordination mit Inclusion Handicap dafür einsetzen, dass die erkannten Probleme bei der Umsetzung und die rechtlichen Lücken der BRK behoben werden. Damit werden auch zahlreiche Forderungen der Denkfabrik aufgenommen, die auf heutige Missstände hinweisen.
Dank der politischen Arbeit von Procap auf Bundesebene und des intensiven Kontakts mit Mitgliedern des Bundesparlaments konnte erreicht werden, dass einigen Forderungen der Denkfabrik im Rahmen von politischen Vorstössen Gehör verschafft wurde.
Die nachfolgende Liste zeigt eine Auswahl aktuell eingereichter Vorstösse:
- Interpellation 21.3819 von Christian Lohr Link öffnet in neuem Fenster.: Medizinisches Personal. Wie kann Kompetenz und Empathie im Umgang mit Menschen mit Behinderungen sichergestellt werden?
- Motion 21.4089 von Christian Lohr Link öffnet in neuem Fenster.: Effizientere Eingliederung am Arbeitsplatz. Auch Arbeitgebende sollen Gesuche für Anpassungen am Arbeitsplatz stellen können
- Interpellation 21.4135 von Sarah Wyss Link öffnet in neuem Fenster.: Umgang der IV mit Betroffenen. Ungleichheiten zwischen den Kantonen
- Interpellation 21.4160 von Benjamin Roduit Link öffnet in neuem Fenster.: Keine Bestrafung der Bezügerinnen und Bezüger einer IV-Rente, die arbeiten möchten
- Motion 21.4575 von Christian Lohr Link öffnet in neuem Fenster.: Hürden für Umschulungen senken und die berufliche Eingliederung fördern
- Postulat 21.4586 von Barbara Gysi Link öffnet in neuem Fenster.: Auswirkungen des stufenlosen Rentensystems auf die Erwerbstätigkeit
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