Max Tröhler

Eine Gruppe von Rollstuhlfahrern mit ihren Begleitpersonen an einer steinigen Küste am Meer
Einzigartige Erlebnisse in weiter Ferne – dank den organisierten Gruppenreisen von Procap ist dies seit 30 Jahren möglich. Hier im Bild ging es für Max Tröhler (Vierter von rechts) und die Reisefans beispielsweise nach Südafrika.

«Willst du Dankbarkeit erleben, dann reise mit Procap»

Max Tröhler
(*1961) lebt dort, wo sich Fuchs und Hase für gewöhnlich Gute Nacht sagen – auf einem idyllischen Bauernhof in Oberwangen BE. Gemeinsam mit seiner Frau hat er drei Töchter, die mittlerweile erwachsen sind. Wenn er sich nicht gerade um Tausende Hühner, Ackerbau oder seinen Wald kümmert, liebt er das Reisen. Sein Hobby brachte ihn auf die Idee der Freiwilligenarbeit als Reisebegleiter bei Procap.

Interview Cynthia Mira Fotos Markus Schneeberger, Procap Schweiz

Procap: Max, weisst du ungefähr, wie viele Reisen du schon für Procap begleitet hast?

Max Tröhler: Ich bin vor etwa zwölf Jahren beim Verband eingestiegen. Pro Jahr begleite ich zwei bis drei Reisen. Insgesamt dürften es inzwischen rund zwanzig Reisen sein.

Warum fiel damals deine Wahl auf Procap? Was hat dich überzeugt?

Ich hatte damals beruflich und privat mehr Freizeit und wollte etwas Neues machen, etwas im Bereich Reisen und Begleitung. Durch Zufall bin ich im Internet auf Procap gestossen und dachte, das ist genau das, was ich will. Meine erste Reise habe ich dann in der Schweiz unternommen.

Reist du auch privat, oder machst du
hauptsächlich die Procap-Reisen?

Ich reise auch privat oft. Dieses Jahr war ich beispielsweise mit alten Schulkollegen in Kuba, dann mit meiner Frau in Albanien und dreimal in Spanien. Reisen bedeutet mir generell sehr viel. Ich muss es aber auch nicht auf die Spitze treiben.

Was motiviert dich, freiwillig zu arbeiten?

Es ist die Kombination aus Reisen, Menschen und Gemeinschaft. Ich bin ein absoluter Gruppenmensch. Wir geben immer Gas, und mir ist es wichtig, dass sich die Gäste wohlfühlen. Sie zahlen viel Geld für ihre Ferien; es sollen nie 08/15-Ferien werden. Deshalb müssen die Reisen gut organisiert sein und Spass machen. Kommunikation, Humor und Menschlichkeit sind dabei essenziell.

Gibt es ein besonderes Erlebnis, das dir in Erinnerung geblieben ist?

Oh, davon gibt es sehr viele. Gerade letztes Jahr in Antalya waren wir eine sehr gemischte Gruppe mit Menschen in Rollstühlen und auch einer Person mit einer Sehbehinderung. An einem Abend war Disco angesagt, und ich habe die Leute auf die Tanzfläche motiviert. Am Ende waren alle am Tanzen, der Blindenstock wurde in einer Ecke deponiert. Mein Kollege fragte mich, wie ich das gemacht hätte. Ich glaube, es geht darum, direkt auf die Menschen zuzugehen und sie so zu begeistern, dass sie sich mitreissen lassen.

Ist das eine Fähigkeit, die du schon immer hattest, oder hast du das durch die Freiwilligenarbeit gelernt?

Beides. Man lernt ständig dazu, vor allem im Umgang mit neuen Situationen und unterschiedlichen Menschen. Ich sage immer, jede Reise mit Procap ist ein Abenteuer, weil man nie genau weiss, wie die Gruppe zusammengesetzt ist und was einen erwartet.

Gab es auch schon herausfordernde Situationen?

Klar. Zum Beispiel hatten wir mal einen Gast mit epileptischen Anfällen. Auf einer anderen Reise kam es zu Ähnlichem, weil die Institutionen manchmal falsche Einschätzungen abgeben. Das kann für das Team herausfordernd sein, besonders wenn jemand viel mehr Betreuung braucht, als angegeben wurde. Solche Situationen erfordern Flexibilität und Teamarbeit.

Hast du vor Procap schon Erfahrungen in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen gesammelt?

Auf unserem Hof lebte und arbeitete jahrelang ein Mann mit einer Beeinträchtigung. Er konnte vieles, aber manches fiel ihm schwer. Er war über 60 Jahre lang mit uns zusammen und lebt mittlerweile in einem Altersheim. Durch ihn habe ich viel gelernt. Ich begegne aber generell allen Menschen unvoreingenommen, ob mit oder ohne Einschränkungen.

Und wie nimmst du Procap wahr?

Procap leistet seit Jahren eine tolle Arbeit im Reisebereich. Das erfordert viel Organisation und Know-how. Ich denke aber, dass ein Angebot in dieser Form nur in einem wohlhabenden Land wie der Schweiz möglich ist. Als Freiwilliger verdiene ich zwar unter dem Strich nichts, das ist auch nicht der Sinn. Für mich ist die Reise mit dem Spesenbeitrag in der Regel ein Nullsummenspiel. Aber der Aufwand für die organisierten Reisen ist nicht zu unterschätzen.

Wie hat diese Freiwilligenarbeit dein Leben bereichert?

Es bringt Flexibilität und Weitsicht. Zudem erlebt man von den Gästen eine Dankbarkeit, die sonst selten ist. Die Menschen kommen aus ihrem Alltag heraus, erleben Neues und schätzen das sehr.

Gibt es ein Reiseziel, das du unbedingt noch sehen willst?

Südamerika wäre spannend, vor allem wegen der Landschaft. Ich mag es, Neues zu entdecken. Ich bin keiner, der jedes Jahr ins gleiche Hotel oder an den gleichen Ort fährt.

Was würdest du Menschen raten, die sich für diese Freiwilligenarbeit interessieren?

Man sollte Offenheit mitbringen, auch zurückstehen können und Freude daran haben, mit Menschen unterwegs zu sein. Eine gewisse Flexibilität ist zwingend, um sich auf unvorhersehbare Situationen einzulassen.

Gibt es ein abschliessendes Zitat, das deine Erfahrung zusammenfasst?

Wenn du Dankbarkeit erleben willst, dann reise mit Procap. Die Gäste sind unheimlich dankbar, weil sie Dinge erleben, die für sie nicht selbstverständlich sind. Das macht diese Arbeit so besonders.